Birgit Hladschik-Kermer [27. 5. 2008] med. psych. Angstverminderung Comliance und Akzeptanz aerztl. Eigenschaften (wichtig!): * Akzeptanz * Empathie * Echtheit Beziehung AerztIn - PatientIn (Beziehungsangebote von beiden Seiten) Grundbeduerfnisse (-> Einfluss auf psychosoz. Stabilitaet): * Aktivitaet vs Passivitaet, Effektanz ("Funktions-, Kompetenzlust oder Selbstwirksamkeit") * Kontrolle * Empathie * Autonomie * Bindung * soz. Integration, Unterst. PatientInnenverfuegung: * bei guter Beziehung evtl. als irrelevant gesehen * bei schlechter A-P-Beziehung als bedrohelich empfunden ("die drehen mir den Hahn ab") Affekt (starker Erregungszustand): alte Definition: * starker Handlungsimpuls * eingeschr. Kontrolle * reduzierte Realitaetswahrnehumng -> nicht sozial vertraegliche Reaktion (Anschreien, "Toetung im Affekt" - juristischer Aspekt: Schuldfaehigkeit!) neue Definition: Konstrukte wie Emotion, Stimmung - Zustaende subjektiven Beduerfnisses Affekt == angeborener Verarbeitungsmechanismus: * Ausloeser: inn./aeuss. Stimuli * Bewertung (hedonistische Toenung: Saeugling - angenehm/unangenehm) * Ziel (Spannungsverminderung) * Expression emot. Befindlichkeit * kommunikativer Austausch (Handlungsvorbereitung) schon bei Saeuglingen vorhanden (in ersten Lebensmonaten entwickelt), basale Affekte: * vor/bei Geburt: ** Interesse, Neugier ** Ueberraschung ** Ekel * ab Geburt bis 4 - 6 Wochen spaeter: ** Freude * 3 - 4 Monate: ** Aerger ** Traurigkeit * 6 - 8 Monate: ** Furcht ** Scham und Schuld (?) 5 Subsysteme: * Ausdruck (f. SozialpartnerInnen erlebbar) * Koerpermuskulatur (Anspannung zur Handlungsvorbereitung) * Physilogie (Erregung) * Erleben * Sprache Empathie: Einfuehlungsvermoegen == eigene bewusste Gefuehlswahrnehmung Desintegration des Affekterlebens: * Blockierung von Handlungs- oder Ausdruckskomponenten * Zugang zu Erleben/Interpretation blockiert * phys. Komponente abgekoppelt -> psychosomat. Stoerungen! Behebung: ausfuehrliche "Biopsie" d. sozialen Anamnese Alexithymie (Unfaehigkeit der Gefuehlswahrnehmung), Tests z. B. TAS (Toronto scale) prospektive Studie (.fi) Extremgruppenvergleich (Kontrolle Depression, Verhalten ...): Zusammenhang mit Sterblichkeitsrisiko! ==fruehkindliche Entwicklung== ... [28. 5. 2008] ==Psychotraumatologie== Trauma == tiefgreifende Verletzung auf psychischer Ebene * massive Furcht (Affekt) * Hilflosigkeit Traumatische Erfahrungen: * indiv. Gewalt (koerperl./seelisch) * kollektive Gewalt (Krieg, ...) * Naturkatastrophen * Technikkatastrophen * koerperliche oder psychische Extrembelastungen einmalig/kurzfristig oft ohne fremde Hilfe bewaeltigbar, langanhaltende traumatische Erfahrungen kaum bei desorg. Bindungsstil Schwierigkeit, Hilfe zu suchen (Dunkelziffern bei Vergewaltigung ...) Symptome - direkt oder lange (Monate, Jahre ...) nach Trauma: * Albtraeume * Schlafstoerungen * Flashback * Amnesie * Schreckhaftigkeit * Konzentrationsstoerungen * Depression * Dissoz. Stoerung * Pers.-stoerung * Bindungsst. * Interessenverl. ... Psychotrauma bei Kindern z. B. sexuelle Gewalt: Einnaessen/-koten Verhaltensveraenderung, veraendertes (sexuell gepraegtes) Spiel (nicht altersgemaess) (Bewaeltigungsversuche: traumatisches Rollenspiel, z. B. toedlicher Unfall des Vaters) Resilienz: Soziale Ressourcen * >= 1 stab. Bezugsperson * offenes, wertschaetzendes Erziehungsklima * Zusammenhalt, Stabilitaet, konstr. Kommunikation in Familie * relig. Glaube in F. * kompet., fuersorg. Erwa. ausserhalb Familie (Grosseltern, LehrerInnen, AerztInnen ...) * wertsch. Klima in Schule ("zweites Zuhause") Symptome einer PTB (pruefungsrelevant!): * Intrusives/aufdr. Wiedererleben (Albtraeume/Flashbacks): unentrinnbar, durch Gerueche, Geraeusche, Personen(aehnlichkeiten) ... ausgeloest * Vermeidung: reduzierte Reagibilitaet (Vermeidung von Gedanken, Gefuehlen, Gespraechen, die an Trauma erinnern koennten), evtl. psychogene Amnesie, emot. Taubheit, vermindertes Interesse an vorher bedeutenden Aktivitaeten, Entfremdung (-> Sucht, Depression) * Uebererregtheit (Schlafstoerungen, Konzentrationsst., Reizbarkeit, Schreckreaktion, inn. Unruhe, Selbstverletzung ...) ===Epidemiologie=== 1 - 9.2 % d. Bev. sex. Angriffe: ~ 35 % lebenslange, 13 % zeitw. schwere nichtsex. Angriffe: 39 % lebenslange, 12 % zeitw. postt. Belastungsst. Vietnamkrieg: 38 % m, 17.5 % f aeltere Menschen weniger vulnerabel eine der haeufigsten psych. Stoerungen ===Verlauf=== * akut: <= 3 m * chronisch > 3 m * verzoegerter Beginn: nach > 6 m massive Auswirkungen auf Gehirn: "Umschaltung" des Datenflusses * Dissoziation: Verbindung Hippocampus - PFC unterbrochen, Angstzentrum ueberflutet * Reaktionen auf Gefahr fast ausschliesslich vom impliziten Gedaechtnis gesteuert * schwer/langanhaltend: Schrumpfen d. Hippocampus! * Speicherung im impliz. Ged. * PFC/Grosshirn/Verstand bekommt nur einen Bruchteil d. Information kognitive Bewertung physiologisch kaum moeglich, weder Flucht noch Verteidigung moeglich * starke Aktivierung d. Amygdala ("Angstzentrum" aktiv) * verringerter Blutfluss im PFC ("Sicherheitsgefuehlspeicher" unterdrueckt") * vis. Cortex aktiv ("wie ein Film") * Deaktivierung im Broca-Zentrum ("es fehlen die Worte") Behandlung: * Psychopharmaka * Psychotherapie * z. B. EMDR: Eye Movement Desensitisation and Reprocessing nach Francine Shapiro (25 x hypnoseaehnliche Fingerverfolgungen r/l, Besprechung ...) * Beruehrung, Klopftherapie ("Ablenkung") ... ==Pubertaet== Sexualhormone Beginn: * Wachstumsschub, Maedchen: Entwicklung der Brueste, Menstruation * grossteils genet. gesteuert * Ernaehrung * SES * emot. Gesundheit (in instab. Familien fruehere Pubertaet) Persoenlichkeitsentwicklung - Identitaetsbildung; Unsicherheit: Eltern, Adoption, ... Identifikation mit Stars aller Art Peer Groups laut WHO: Adoleszenz von 10 bis 20 a fruehe, mittlere, spaete A. * Schwankungen im Selbstwertgefuehl * Ambivalenz gegenueber dem eigenen Koerper - Essstoerungen * Glaube an Einzigartigkeit und Unverwundbarkeit - Risikobereitschaft Sippenfamilie, Kleinfamilie, Wahlfamilie m > f Schutzeffekt durch Beziehung (KHK, onkol.) * in Wien nicht genuegend Ressourcen, um alle Gewaltopfer (in der Familie) zu betreuen! * Schaetzung: 25 % der Frauen > 16 a betroffen * .de: 25 % f, 8 % m < 14 a Tabus - Armut, Scham (in Oberschicht umso mehr ...) neg. Selbstbild mangelnde Copingstrategien Familienmitglieder als "Besitz" gesehen eigene Gewalterfahrung familiaere Umstaende: ganzheitliche Betrachtung (z. B. Prostatektomie) Krisen: Geburt eines Kindes erhoehte Krisenanfalligkeit: neurot./kollusive Bez., untersch. Umgang mit Problemen/Konflikten Kollusion(?!): narzisstische Stoerung -> Delegation nicht gelebten Narzissmus -> Polarisation Unselbstaendigkeit/Dominanz -> Krise bei einseitiger Aufloesung ("ich gehe wieder Arbeiten") vier apokalyptische Reiter einer Paarbeziehung: * Kritik/Schuldzuweisung, Anklagen * Verteidigung/Rechtfertigung, Verleugnung der eigenen Anteile am Konflikt * Verachtung/Geringschaetzung d. PartnerIn * "Mauern", Schliessen der Schotten, Rueckzug aktives Zuhoeren (oder voruebergehende Abwendung)! * sich vergewissern, ob genug Kraft vorhanden * aktives Zuwenden * selbst moeglichst wenig reden * Bestaetigungslaute * nonverbale Verstaerkung * in die Situation der/des Anderen versetzen * Ausreden lassen Konfliktbereitschaft: langfristig vorteilhaft [29. 5. 2008] Thomas Niederkrotenthaler ==Der alte Mensch== * "junge Alte" 60 - 65 - gute Gesundheit, aktiv * "alte Alte" derz. ab ~ 75, staerkerer Rueckzug, bemerkbarer Schwund Wohlbefinden durch Bildung ... Ausdauer um Alter am besten trainierbar! (milder Stress -> Aktivitaetserhalt) Ageismus (Diskriminierung); Ernaehrungsberatung, Fitnessgurus ... alternde Krankheiten (das ganze Leben ueber vorhanden, werden mit Abnahme der Coping-Mechanismen schlimmer, z. B. kompensierte Aengstlichkeit -> Depression) Umgang mit alten Menschen: Grenzen (Hoervermoegen, Immobilitaet, Gedaechtnisstoerungen ...) spezifische Fallen (larvierte Depressivitaet, Medikamentenabhaengigkeit ...) Unterscheidung Demenz/Depression evtl. schwierig AerztIn als Sozialkontakt Lebensgeschichte wichtig Validation nach Fey (1960er): * Menschen akzeptieren, * Fehler nicht hervorheben * keine Ablehnung Aelterwerden als Aufgabe (nicht Zustand) - Eugen Diederichs ==Sterben und Tod== chronische Lebens-Sterbens-Phase: thanatophore Krankheit/Moribunditaet Coping-Strategien * praeterminale Phase: todbringende Erkrankung * terminale Phase: eigentliche Sterbephase 4 Phasen nach Diagnose: * unspezifische Vorphase * AerztInnenkontakt, Untersuchungsphase * Befundvermittlung * Reaktionsphase Kuebler-Ross (1969): * Unsicherheit * Schock * Verleugnung * Zorn und Wut * Feilschen und Vehandeln * Depression * Akzeptanz Pseudoakzeptanz zur Beruhigung der Umwelt, Verzweiflung hinter Fassade versteckt Ups/Downs; Beziehung zu Bezugspersonen Fragen: * muss ich sterben * wie wird das weitergehen * Behandlungserfolg ... Befuerchtungen und Aengste: * alleine gelassen werden/sterben * sinnlos sein * belogen werden * Leiden/Qualen * Sorge um Angehoerige * Angst vor "Wie" des Sterbens * Ungewissheit bis zum Tod * Ungewissheit nach dem Tod * Ziele realisieren * Rueckfall/Verschlechterung Wuensche Sterbender: * Wuerde/Respekt * Moeglichkeiten ausschoepfen * zu Hause sterben * Leben gut abschliessen * gesund werden Information fuer Sterbende: * Informationen zur Entscheidungsfindung * Unterstuetzung -> Vorbereitung: * Vorinformation * Gefuehlslage * Trauer/Wut oder Akzeptanz? * Richtung des Gespraechs * Zeit, um Bedeutung der Information fuer Leben/Sterben zu erfassen -> von PatientIn leiten lassen! nur erwuenschte Informationen geben * Konfrontation mit eigener Sterblichkeit * Betroffenheit * Entscheidung * pers. Stellungnahme * Unsicherheit keine absoluten Zeitangaben nicht: * "ich kann nichts mehr fuer sie tun" * "sie werden wieder gesund" * "sprechen sie nicht mit ... darueber" 3 Saeulen der Begleitung: * Beistand * Behandlung * Pflege aktive Euthanasie, passive euthanasie in .at verboten passive indirekte sterbehilfe gezielte Unterlassung von lebensrettenden Massnahmen bei hoffnungslos erkrankten menschen, die keine Nahrung mehr aufnehmen koennen aktiv indirekte Sterbehilfe medikamentoese Therapie, die schmerzlindernd wirkt, aber lebensverkuerzung zur Folge haben kann erlaubt Schmerzspirale [30. 5. 2008] ==Suizid== K/St > Wien WHO-Ziel: < 15.0 (Wien, Gesamt-.at erreicht) Osteuropa/Finnland > Mitteleuropa/Tuerkei > GB/F/S - genetische Komponente? Praevention: Bewusstseinsfoerderung, Unterstuetzung, Beratung Zielgruppenfokus (Maedchen > Jungen; hoechste Zahl bei Erwachsenen (geringere Rate), hoechste Rate im Alter (wegen Bevoelkerungspyramide geringere Zahl)) Risikogruppen: * alt/vereinsamt (50 - 500 * hoeher als Allgemeinbevoelkerung) * chron. Erkrankung * Alkohol, andere Abhaengigkeiten, ... Risikofaktor: Suizidversuch (20 % sterben spaeter an Suizid) Einschraenkung der Erreichbarkeit von Suizidmitteln keine Erkrankung, nicht immer mit Erkrankung korreliert Schusswaffengesetz -> -40 % Suizide, -60 % Morde durch Schusswaffen Bruecke in .ch: mit Auffangnetzen weniger Suizide (auch auf anderen, "weniger schoenen" Bruecken) chin. Schriftzeichen: Krise = Gefahr + Chance ===traumatische Krise=== Phasen: # Schock (z. B. unvorhergesehener Todesfall) # Reaktion (Suizidgefahr, Chronifizierung, Abhaengigkeit, Krankheit) # Bearbeitung # Neuorientierung Umgehen mit Suizidgefahr: * Suizidhinweis/-ankuendigung ("ich will nicht mehr leben") * Risikogruppen * Krise * suizidale Entwicklung (s. u.) * praesuizidales Syndrom Frage nach Suizidalitaet steigert ueblicherweise nicht Suizidgefahr, staerkt eher das Vertrauen! "versteckte" Ankuendigungen: unverhaeltnismaessige Geschenke, Angebote ... ===suizidale Entwicklung=== # Phase der Erwaegung - Aggressionshemmung, soziale Isolierung # Abwaegung/Ambivalenz: direkte Suizidankuendigung als Hilferuf # Entschluss: indirekte Ankuendigung, Vorbereitungshandlungen ("Ruhe vor dem Sturm": "wo kann ich mein Testament aufsetzen", "koennen sie ... fuer mich erledigen ...") ===praesuizidales Syndrom=== nach Erwin RIngel (1953) Affektive Einengung: kein Austausch ("wie eine Mauer"), nur rationale Gespraechsfuehrung * Einengung * Aggressionsumkehr * Suizidphantasien Monomanien bezueglich Suizid! BELLA-System: * Beziehung aufbauen * Erfassen der Situation * Linderung von Symptomen * Leute einbeziehen (zur Unterstuetzung) * Ansatz zur Problembewaeltigung moegliche Pruefungsfragen: * Empathie * Affektintegration/-desintegration * Schwerpunkte der med. Psychologie * chron. Lebens-/Sterbensphase * Saeulen der Begleitung * Vermittlung schwieriger Botschaften: was ist zu beachten * Bindungsmuster (sichere/unsichere Bindung, Ambivalenz) * Affekte beim Saeugling * Grundbeduerfnisse beim Saeugling * Alexithymie * Phasen der Befundvermittlung/Krankheitsverarbeitung * 6 Grundbeduerfnisse des Wohlbefindens * 3 C (Coherence) * Beduerfnisse von Neugeborenen * Phasen der Adoleszenz, was ist Pubertaet? * Wohlbefinden im Alter * Suizid: wann in der Verarbeitung einer schweren Erkrankung (Reaktions- und Befundvermittlungsphase, bei Pruefung richtig: Reaktionsphase)